Vorgeschichte In den 20er Jahren
war im Rheintal die Stickerei eine wichtige Industrie. Viele Familien
besserten ihr Einkommen mit Sticken im eigenen Gebäude auf.
Auch bildeten sich grössere Betriebe, wie jener im "NEUHOF"
in Buchs SG. Doch mit dem Ende des
Jahrzehnts kam die grosse Stickereikriese. Die Mode machte dem
Industriezweig immer mehr Probleme und so musste auch die Schifflistickerei Neuhof
aufgeben werden. Das Gebäude stand einige Zeit leer und wurde u.a. auch als
Kirche während dem Neubau der ref. Kirche Buchs verwendet. Allein
in Buchs wurden täglich um 200 Arbeitslose gemeldet. Die
"Zentralstelle für die Einführung neuer Industrien"
bemühten sich Beschäftigung ins Land zu bringen und bot die
Stickerei in Buchs als Standort an. Tatkräftig daran war auch der
damalige Buchser Gemeindeammann Dr. Schwendener beteiligt.
Ursprung
und Gründung 1932 In Münchenbernsdorf (Ost-Deutschland) war damals
aus einer Tapetenproduktion (Wandgewebe) eine Teppichfabrik
entstanden. Im Betrieb der Familie Rösel war eine Generation
von Fachleuten herangewachsen. Man exportierte unter anderem auch in die
Schweiz, wo der Vertreter Gustav Wiederkehr die Kundschaft
betreute. Der Bundesrat war aber im Begriff die Einfuhr von
ausländischen Teppichen zu unterbinden. So wurde der Sohn Ernst Rösel
beauftragt in der Schweiz nach einem Produktionsstandort zu
suchen. Er reiste mit seinem technischen Begleiter Kurt Fischer
in
die Schweiz und man fand in Buchs das Gebäude der ehemaligen Stickerei Neuhof.
Am 28. April 1932 wurde das Gündungsprotokoll der "AG für
Teppichfabrikation" geschrieben.
Da zu dieser Zeit Ausländern nicht möglich war eine Firma zu gründen, wurde der
Vertreter Gustav Wiederkehr zum Geschäftspartner, welcher den
Verkauf betreute. Mit wenigen Maschinen wurde die Produktion
aufgenommen.
Einige Fachleute, u.a. der Webermeister und der Technische
Dessinateur (Zeichner) wanderten zu diesem Zwecke in die Schweiz aus. Der
Betrieb bestand aus den Abteilungen Weberei im alten
Stickereigebäude, sowie ein paar Neubauten wie Kesselhaus,
Färberei, Appretur und Schlichterei. Bereits
im September wurden 55 Personen beschäftigt und man erzielte
einen Umsatz von 50'000 Fr.
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Bild: erster Grundriss für
die Planung
Aufschwung und Kriegsjahre 1932 - 1945 Bereits 1934 wurden 66 Personen beschäftigt und ein Verkaufs-Umsatz von 1
Million Fr. erzielt. 1935 wurde ein neuer Websaal erstellt. Aus politischen Gründen
(Deutsche durften keine Firmenmehrheiten besitzen) wurde 1939 die Firma
Teppichfabrik Buchs, Wiederkehr & Co. gegründet, welche von
nun an für den Produktionszweig zuständig war. Das Geschäft
blühte dank der regen Nachfrage im Inland. Der Krieg brachte die
Produktion ab 1945 fast gänzlich zum erliegen. Nur noch 32
Personen beschäftigten sich mehr mit Holz- und
Tannenzapfensammeln im Wald für die Winterperiode, anstatt mit den
wenigen Aufträgen. Der Schwiegersohn von Ernst Rösel, Christian Schwendener trat 1945 als Teilhaber
in den Betrieb ein und half beim bald eintretenden Aufschwung mit.
<
Ausstellung an der Mustermesse Basel 1949
Entwicklung und Ausbau 1945 - 1955 Nach dem Krieg erholte sich der Handel schnell, die
Beschaffung von Garnen war jedoch schwierig und teuer. Deshalb
beschloss man 1949 den Bau einer eigenen Spinnerei. Bereits 1950
produzierte man die ersten Garne selbst.
Der Maschinenpark wurde
ständig erweitert und modernisiert, Gebäude um- und angebaut. So
entstand ein neues Färbereigebäude, die Ausrüsterei wurde
angebaut und der Websaal wurde vergrössert. 1955 trat als Teilhaber
ein weiterer Schwiegersohn von Ernst Rösel, Francis Lecoultre in die Firma
ein.
1953 gründete der jüngste der Rösel Brüder, Werner, in Brasilien
eine neue Teppichfabrik. Einige Maschinen wurden nach Übersee
geliefert und die Buchser Teppichfabrik half bei der Planung
und Finanzierung mit. Das Unternehmen "Tapetes Sao
Carlos" wuchs ebenfalls stetig und ist noch heute (2014) einer
der wichtigsten Teppichfabrikanten in Südamerika.
Gründer Ernst Rösel zog sich 1955 aus dem Geschäft zurück.
< Betrieb
um 1953 mit Spinnereineubau (hinteres Gebäude)
Hochkonjunktur 1956 - 1970 1960 konnten das alte Stickereigebäude abgebrochen
und ein modernes Fabrik- und Bürogebäude erstellt werden. 1964
beschäftigte der Betrieb 150 Personen und erzielte beachtliche
Umsätze. Es war oft schwierig, das nötige Personal überhaupt zu
bekommen. Man sprach sogar von Überkonjunktur. 1960 waren es vor
allem italienische Staatangehörige und 1970 arbeiteten bereits
Personen aus 9 Nationen in der Fabrik. Zu dieser Zeit erzielte man
Verkaufsumsätze um 6 Mio Fr. Fast 95% der Produktion wurden
in der Schweiz verkauft. Wegen des teuren Schweizer Frankens war
der Export schwierig. Trotzdem gehörten auch Österreich,
Frankreich und Skandinavien zu den Abnehmern von Buchser
Teppichen. 1970 trat der Sohn von
Christian, Jürg Schwendener in die Firma ein und übernahm
später die technische Leitung der Firma. 1972 kam zu den
Abteilungen Spinnerei, Färberei, Spulerei, Weberei und
Ausrüstung noch die Tuftingfabrikation dazu, für welche 1978
eine neue Halle gebaut wurde. Diese Abteilung produzierte moderne
Massenware im Lohn für die befreundete Alpina Teppichwerke, welche der
in der Zwischenzeit ausgeschiedene Mitgründer
Gustav
Wiederkehr in Wetzikon gegründet hatte.
< Betrieb um 1965
Konkurrenzkampf 1970 - 1992 Die günstigeren
Produktionsmöglichkeiten der Tuftingindustrie (eine Maschine
produziert etwa 400 mal schneller als ein Webstuhl), sowie der
Umstand, dass das Produkt Webteppich sehr lohnintensiv war (ca. 25% Lohnanteil
am Fertigprodukt) drückten stark auf die Marge. Geld für
notwendige Investitionen konnte immer weniger verdient
werden. 1982
feierte das Unternehmen das 50-jährige Bestehen. Die Aussichten
waren aber alles andere als rosig. 1987 traten die Teilhaber
Christian Schwendener und Francis Lecoultre aus der Firma aus und
verkauften diese an Jürg Schwendener und den neuen Teilhaber
Werner Steck. Diese bauten die Produktion besonders im
Nischensegment hochwertiger Spezialitäten für den Objekt-
und Bürobereich aus, denn es war nur noch in diesem Sektor möglich,
die nötigen Deckungsbeiträge und einen kleinen Gewinn zu erzielen. 80% dieser Ware ging in den
Export. Der Import von billigen Tufting-Teppichen hatte
inzwischen den Buchser Partner Alpina 1990 zur Aufgabe
gezwungen. Für die Tuftingproduktion mussten andere
Abnehmer gesucht werden. Hier war es vor allem die
Kooperation mit der Teppichfabrik Malans des Partners Werner
Steck, welche die Produktion sicherte. Hohe Lohnkosten und
teure Auflagen der Behörden im Bereich Umweltschutz und Arbeitssicherheit
zwangen die Firma 1991 zur Aufgabe der Spinnerei und 1992 der
Färberei.
Rezession und Aufgabe 1992 - 1993 1991 setzte in der Schweiz eine starke Rezession ein, welche
langsam auch in Hauptexportland Deutschland spürbar wurde.
1992 wurde der grösste Handelspartner in
Deutschland von einem Schweizer Produzenten aufgekauft, was
schlagartig einen ca. 80% Auftragsverlust bedeutete. Es war keine
leichte Entscheidung und man versuchte alles, um die
Arbeitsplätze zu erhalten, aber schliesslich kam man zur
Erkenntnis, dass an ein
Weiterproduzieren nicht mehr zu denken war. Die 24 verbleibenden
Mitarbeiter mussten entlassen werden. Die Banken kündigten nach
Ankündigung der Schliessung sofort
alle Kredite. Zum Glück waren die Immobilien noch nicht zu hoch
mit Schuldbriefen belastet und Pensionskassengelder nicht angetastet worden.
Ein Konkurs konnte vermieden und sämtliche
Verpflichtungen eingehalten werden.
1993 Aufräumen und Aufbruch zu neuen
Zeiten Sämtliches Material, vom Farbstoff über Hilfsmittel,
von Rohwolle bis zum Grundkettgarn, Teppichlager, Maschinen,
Anlagen und Inventar mussten möglichst schnell liquidiert
werden um die Bankschulden zu reduzieren. Die Maschinen
gingen in alle Welt, vorab nach Pakistan und Deutschland.
Die besten Stücke an die Schweizer Konkurrenz. Gleichzeitig
wurde ein Vermietungskonzept erarbeitet, welches zum Ziel
hatte, mit 75% Auslastung selbsttragend zu funktionieren.
Dank diesen günstigen Konditionen konnten bald
Mieter gefunden werden.
Von der alten Fabrik zum
Zentrum NEUHOF
Die Vermietung verlangte nach grosser Flexibilität.
Renovationen und Umbauten mussten in grossem Umfang
gemacht werden. Dies verschlang in den ersten Jahren
sämtliche Mittel, welche aus der Vermietung erzielt
werden konnten. Heute (2014) steht ein in Substanz und
Erfolg blühendes
Gewerbezentrum im Herzen von Buchs. Es bietet gleich viel
Arbeitsplätze wie in Hochkonjunktur-Zeiten der Fabrik. Das Risiko
ist
auf über 100 Mieter verteilt und aus diesem Grund klein. Auch heute gibt es stetigen Wandel:
Jährlich wechseln ca. 5-10% der Mieter - ein Wandel,
welcher sich in der schnelllebigen Zeit nicht vermeiden
lässt und ohne diesen es wohl auch keinen Fortschritt geben
wird.
2011 geht die Immobilien AG
der Teppichfabrik Buchs in neue Hände über
Markus Gantenbein, Leiter des Immobilienbereiches
bei der ACV-Gruppe Buchs, kennt den "Neuhof"
bestens. Er wird neuer VR Präsident. Sein Partner im
VR ist Rolf Stiegeler, der als dipl. Steuerexperte
ebenfalls bei der ACV-Gruppe tätig ist. Ziel ist es,
das blühende Unternehmen im Sinne ihrer Vorgänger
weiterzuführen und zu entwickeln. Rolf Stiegeler
tritt 2013 aus dem VR aus.
Aus der "Immobilien AG
der Teppichfabrik Buchs" wird 2014 die "Zentrum Neuhof AG" |
Ernst Rösel
Gründer 1932
Direktor bis 1955
Gustav Wiederkehr
Teilhaber 1932 - 1964
Christian Schwendener
ab
1945
Direktion 1955 bis 1987
Francis Lecoultre
ab 1955 bis 1987
Jürg Schwendener
ab 1971, ab 1976
bis 2011 GL und VR
Verwaltung Zentrum NEUHOF
Werner Steck 1987 bis 1993 GL/VR
1993 bis 2011 VR
Markus Gantenbein
ab Juli 2011 VRP |